Montag, 29. April 2013
Freitag, 19. April 2013
«Ärger, Wut und Unachtsamkeit sind die grössten Feinde der Instrumente»
Unsere 4. Klasse macht beim Projekt «Klassenmusizieren» mit. Instrumentallehrerin Sibylle Schuppli gibt Auskunft.
Mit Sibille Schuppli sprachen Kürsad (11) und Vassiliki (10) von der 4. Klasse, Schule Dachslernstrasse, Zürich
Hallo Sibylle Schuppli. Seit wann gibt es eigentlich das Projekt «Klassenmusizieren»?
Mit dem Klassenmusizieren, kurz auch KLAMU genannt, hat die Musikschule-Konservatorium Zürich 2007 mit einem Pilotprojekt im Glattal angefangen. Ein Jahr später wurde das Angebot offiziell auch im Schulkreis Letzi mit einer Doppelklasse und im Schulkreis Limmattal mit einer Streicher und einer Bläserklasse eingeführt. Das Klassenmusizieren gibt es eben nicht nur für Bläser, sondern auch für Streicher. Bei den Streicherklassen musizieren die Kinder auf Geigen, Bratschen (diese werden auch Viola genannt), Celli und Kontrabass.
Wie viele Klassen machen am Projekt «Bläserklasse» im Schuljahr 2012/13 mit?
Es sind 37 Bläserklassen in den vier Schulkreisen Letzi, Limmatal, Glattal und Schwamendingen sowie 18 Streicherklassen in den Schulkreisen Limmattal und Glattal.
Was für eine Rolle am Bläserprojekt spielen sie?
Meine Aufgabe ist es, eine Musik zu finden, die man mit dem, was die Kinder schon können, machen kann. Dazu gehört, dass ich den Kindern zeige, was es zum Musikmachen braucht, damit sie mehr Freiheit und Beweglichkeit auf ihrem Instrument bekommen und ihre Musik dann schön klingt. Dazu gehört das Tempo behalten, verschiedene Rhythmen ins Blut bekommen, laut und auch leise spielen zu können, die richtigen Tonhöhe immer besser zu treffen, kurz, breit oder gebunden zu spielen. Oder dann aufeinander hören und dennoch selber etwas eigenes spielen zu können und vieles mehr. Natürlich gehört gehört auch dazu, dass ich den Kindern zeige, wie man miteinander Musik machen kann.
Wie viele Blasinstrumente sind in der Stadt Zürich für dieses Projekt ausgeliehen?
Aktuell sind es 1094 Instrumente.
Welches ist das teuerste Blasinstrument und warum?
Die grossen und tiefen Instrumente sind meist teurer als die kleinen. Ein grosses Instrument braucht viel Material, was sich auch im Preis niederschlägt. Bei den Bläsern ist es das Euphonium oder Baritonhorn. Das ist eine Art kleine Tuba. Auch das Waldhorn ist teuer. Das kostet um die 2600 Franken. Bei den Streichern ist der Kontrabass mit 3200 Franken das teuerste Instrument.
Zu Instrumenten sollte man sorge tragen. Doch was für «Unfälle» sind den Kindern mit den Instrumenten schon passiert?
Ich weiss, dass einmal ein Kontrabass eine ganze Treppe hinunter geholpert ist. Unten angekommen war er nicht mehr zu spielen. Viele Missgeschicke passieren beim unachtsamen Umgang beim aus- und einpacken. Sobald die Kinder Musik machen, passiert nichts. Pro Jahr gibt es zwei bis drei Totalschäden nach Stürzen. Dazu kommen viele kleine und mittlere Reparaturen. Insgesamt kosten diese Reparaturen der Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) 6000 Franken pro Jahr.
Welche Instrumente sind am schwersten zu reparieren?
Bei einem Blechblasinstrument oder einem Saxophon, das auf den Boden fällt. Da gibt es natürlich böse Beulen ins Metall. Oder die Klappen verbiegen sich und die Löcher werden dann nicht mehr sauber abgedeckt. Dies dann wieder auszubeulen ist aufwändig und nicht sehr leicht.
Welches Instrument hat bei der Reparatur am meisten gekostet?
So genau weiss ich das nicht, aber teurer als ein neues Instrument war es nie. Man konnte es immer noch reparieren. Dennoch: mit den 6000 Franken welche die Schule Jährlich für Reparaturen ausgibt, könnten wir zwei oder drei neue Instrumente kaufen und an Kindern weitergeben.
Wer zahlt eigentlich die Miete und die Reparaturen der Instrumente?
Das wird von der MKZ übernommen. Bei den Reparaturen macht es natürlich auch Sinn, dass die Familien der Kinder mit einbezogen werden. Die Kinder sollen wissen und lernen, was es bedeutet, ein Instrument achtsam und sorgfältig zu behandeln. Dennoch: die MKZ drückt manchmal ein Auge zu.
Was können die Kinder machen, damit die Instrumente keinen Schaden bekommen?
Je mehr ein Kind auf seinem Instrument spielt und übt, umso weniger Schäden gibt es. Wer sein Instrument häufig in der Hand hat und die Bedeutung aller Teile und Klappen kennt, wird schnell lernen, wie er es machen kann, das nichts passiert. Sobald die Kinder erkennen, dass ihr Instrument etwas schönes und kostbares ist, werden sie es behutsam pflegen, damit es schön tönt wenn sie drauf spielen. Sie werden es reinigen, weil sie möchten, das es auch schön aussieht. Sie werden es behutsam an einen sicheren Ort hinlegen, wenn sie es aus der Hand geben. Und sie werden es beschützen und bewachen, so dass niemand anderer dem Instrument einen Schaden zufügen kann. Ärger, Wut und Unachtsamkeit sind wohl die grössten Feinde eines Instruments.
Wie oft kommt es vor, dass Instrumente Schaden nehmen?
Am Anfang ist die Gefahr viel grösser, weil das Instrument für die Kinder noch etwas fremdes ist. Mit der Zeit lernen es alle damit umzugehen. Viele ganz kleine Schäden kann man ja auch selber reparieren. Manche Kinder müssen sich mehr umgewöhnen und haben länger, die Zusammenhänge der Mechanik und die Eigenschaften des Materials zu erkennen. Beispiele? Metall bekommt leicht eine Beule, lange Metallstangen verbiegen leichter als kurze. Holz reagiert schlecht auf die Wechsel von Hitze, Nässe und Trockenheit. Klappen müssen gut decken, sonst quietscht es scheusslich. Bei einem Mundstück reicht schon ein sehr kleines Stück, das abgebrochen ist, um den Klang zu verändern. Der Klang will dann einfach nicht mehr richtig raus, was einem auch beim spielen sehr ärgert.
Instrument
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Wert (CHF)
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Violine 1/4, 1/2, 3/4
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1000
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Violine 4/4
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1200
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Viola alle Grössen
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1500
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Violoncello alle Grössen
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1800
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Kontrabass alle Grössen
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3200
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Cornet
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1220
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Posaune
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2010
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Euphonium
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2660
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Klarinette
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1580
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Querflöte
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1100
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Alt Saxophon
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1700
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Trompete
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1200
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Waldhorn
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2600
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Tuba
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5140
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Barionhorn
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2640
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